Speed and Scale
Wie die Zeiss Gruppe die Digitalisierung anpackt
- Die Fachbereiche wie Vision Care, Medical Technology, Microscopy oder Industrial Metrology sind die Treiber der Digitalisierung.
- Klassische EAM-Methoden (Enterprise Architecture Management) passen nicht mehr optimal zur digitalen Transformation. Deshalb arbeitet Zeiss mit dem Scaled Agile Framework (SAFe).
- Als neues Mitglied im Anwender-Verband “Cross-Business-Architecture Lab” (CAB Lab e. V.) sucht Zeiss den Austausch mit anderen Anwender-Unternehmen, um die Herausforderungen der Digitalisierung zu meistern.
- Die zentrale IT stellt einen zentralen Data Lake zur Verfügung, kümmert sich um die Integration von Services in das Backend und sorgt für die gruppenweite zentrale Authentisierung.
Wie lauten die Digitalisierungsziele von Zeiss?
Jürgen Klein: Der gesamte Vorstand hat in der Unternehmensstrategie den Weg skizziert. DigitalisierungDigitalisierung ist darin ein Eckpfeiler. Eine formulierte Zielvorgabe ist beispielsweise die Etablierung von digitalen Plattformen mit Unternehmens- und Marktrelevanz. Jede Sparte muss das für sich übersetzen. Die Bereiche Vision Care, Medical Technology, Microscopy oder Industrial Metrology spezifizieren die digitalen StrategienStrategien für ihre Produkte und operationalisieren sie. Sie sind der Treiber der Digitalisierung. Dabei arbeiten sie eng zusammen, stimmen sich über Digitalinitiativen untereinander ab und machen sie transparent. Alles zu Digitalisierung auf CIO.de Alles zu Strategien auf CIO.de
"Wir suchen den Austausch"
Was versprechen Sie sich dabei von der Zusammenarbeit mit CBA Lab?
Klein: Wir suchen den Austausch, denn andere Unternehmen haben ähnliche Herausforderungen bei der Digitalisierung. Wir bei Zeiss treiben beispielsweise bei uns in der Konzernfunktion IT Prinzipen, Strukturen und Prozesse für Microservice Architekturen, Advanced AnalyticsAnalytics Plattformen, für die agileagile Entwicklung von digitalen Lösungen inklusive deren Betrieb in einem DevOpsDevOps Modus sowie Multi-Cloud-Umgebungen voran und können die entsprechenden Erfahrungen einbringen. Alles zu Agile auf CIO.de Alles zu Analytics auf CIO.de Alles zu DevOps auf CIO.de
Wir setzen stark auf Microsoft Azure und haben viel Erfahrung in der Umsetzung von digitalen Lösungen auf dieser Plattform. Beim Thema BlockchainBlockchain jedoch sind andere Unternehmen weiter. Außerdem sind wir interessiert am Austausch zu Themen wie Hybride Architekturen und Multi-Cloud-Landschaften sowie Digital Twin Fragestellungen und Lösungsansätze. Alles ist ein Geben und Nehmen. Alles zu Blockchain auf CIO.de
Aufgaben des Technology Portfolio Managers
Sie sind "Technology Portfolio Manager" für die Konzernfunktion IT. Was kann man sich darunter vorstellen?
Klein: Die Rolle ist verwandt mit der des Enterprise Architects. Allerdings stecken mehrere Elemente in diesem Begriff: Technology bezeichnet eher den fachlichen Fokus des Architektur-Auftrags. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den neuen Technologien, die im Zug der Digitalisierung in Unternehmen und entsprechend zur Weiterentwicklung der Enterprise Architektur relevant sind: IoT, Blockchain, Cloud, Analytics oder RPA sind nur einige Beispiele.
Portfolio Manager bedeutet die Betrachtung eines gesamten technischen Portfolios. Dabei müssen Fragen beantwortet werden wie "Reicht der Abdeckungsgrad, um eine digitale Transformation erfolgreich zu gestalten?" oder "Ist es das richtige Setting von Technologien?". Zudem hat ein Portfolio Manager eine Technologie-Radar-Funktion: Er muss Technologien schon in frühen Ausprägungen auf dem Schirm haben und sich mit ihnen auseinandersetzen - nicht nur reaktiv, sondern proaktiv.
Ein Beispiel dafür ist die Blockchain, die ich in meiner Rolle als enabling technology eingebracht und damit einen Prozess gestartet habe, der Use Cases evaluiert, die für Zeiss geeignet wären, um daraus Nutzen zu generieren.
Welchen Beitrag leistet dabei der Enterprise Architect?
Je stärker neue, digitale Produkte eine Integration in die Enterprise Backendsysteme benötigen, desto intensiver ist die Beteiligung bzw. Verantwortung der Enterprise Architektur in das jeweilige Projekt, um eine nahtlose Integration der jeweiligen Systeme und Applikationen sicherzustellen. Die Rolle des Enterprise Architekten begleitet die Projekte insbesondere in der initialen Designphase.
Aber natürlich findet in agilen Projekten auch signifikantes Architektur-Design "unterwegs" statt. Deshalb ist der Enterprise Architekt in regelmäßigem Kontakt mit den Lösungsarchitekten der Projekte. Das erfordert in der Praxis ein kooperatives Zusammenarbeiten und große Transparenz der täglichen Projektarbeit. Als hilfreich hat sich dabei die gemeinsame Definition von Design-Prinzipien herausgestellt.
Es gibt zwei EAM-Typen
Was zeichnet ein EAM heute aus?
Es gibt zwei EAMs: Eines, das die Effizienz optimiert und eines, das Veränderungen ermöglicht und beschleunigt. Unser aktueller EAM-Fokus liegt auf der Steuerung von Veränderungen. Dazu implementieren wir das Scaled Agile Framework (SAFe). Die klassischen EAM-Methoden passen nicht mehr optimal zum agilen digitalen Transformationszeitalter.
Sie müssen ergänzt und weiterentwickelt werden. Bei SAFe dagegen hat man neben der Sicht auf die zeitnahen Releases auch weiterhin eine Skizze des ganzen Bauwerks. Die Architekturziele lauten hier: schnelle Erfolge, Agilität, Tempo aufnehmen und verstärken - aber gleichzeitig darf die langfristige Perspektive auf das Thema nicht verloren gehen. Wenn man das mit dem Flug eines Flugzeugs vergleiche, dann wäre das Prinzip: Soviel Sichtweite, dass man sicher starten und landen kann, es ist nicht nötig, dass während des gesamten Fluges beste Sichtbedingungen herrschen.