Selbstmanagement
So zähmen Sie Ihren Chef
9. So sagen Sie dem Chef die Meinung
Zwar brüsten sich viele Vorgesetzte öffentlich gerne damit, aufrichtiges Feedback zu honorieren. In Wahrheit aber reagieren viele auf negative Kritik allergisch. Brad Bushman, Kommunikationswissenschaftler an der Ohio-State-Universität hat in zahlreichen Experimenten festgestellt: Vor allem Menschen mit hohem Selbstbewusstsein und einer gehörigen Prise Narzissmus neigen dazu, Kritik persönlich zu nehmen, wollen sich an der anderen Person dafür gar rächen - selbst dann, wenn die Kritik berechtigt ist. "Narzissten möchten ihre Umgebung dominieren und bewundert werden", sagt Bushman, "andernfalls werden sie aggressiv."
Leider finden sich solche Charaktere auf der Chefetage besonders häufig. Falls Ihr Chef dazu neigt, schon bei dezenter Kritik auf die emotionale Palme zu steigen, garnieren Sie das Gespräch mit Ich-Botschaften. Führungskräftecoach Roland Kopp-Wichmann rät zu vier Schritten: Zunächst sollte man die Beobachtung wertfrei ausdrücken. Etwa: "Wenn Sie mich in der Konferenz unterbrechen, während ich spreche..." Unbedingt vermeiden: Wörter wie "immer" oder "nie".
- Isolieren
Brechen Sie das Gespräch ab, wenn es nicht weitergeht. "Ihre wiederholt beleidigenden Worte akzeptiere ich nicht. Unter diesen Umständen bin ich nicht bereit, das Gespräch fortzusetzen." - Identifizieren
Benennen Sie Unfairness. "Mit unsachlichen Angriffen kommen wir nicht weiter." - Ironisieren
Kontern Sie schlagfertig und humorvoll und lenken dann zur Sache. "Ich merke, Sie sind erregt. Greifen Sie mich persönlich an oder reden Sie zur Sache?" - Ignorieren
Überhören Sie den unfairen Aspekt, lenken Sie mit einem Brückensatz auf die Sache. "Ihre Aussage zeigt mir, dass Sie Bedenken haben. Welche Sachargumente haben Sie?"
Im zweiten Schritt können Sie Ihre Gefühle ausdrücken. Wichtig: Verwenden Sie nur Wörter, die den Adressaten nicht be- oder entwerten. Gut: Adjektive wie "enttäuscht", "frustriert", "irritiert". Schlecht: "missverstanden", "unterdrückt", "getäuscht".
Im dritten Schritt sollten Sie Ihre Bedürfnisse ausdrücken ("Brauche die Akzeptanz der Kollegen"). Und im letzten Schritt formulieren Sie eine Bitte. Etwa: dass Ihr Chef Ihnen sagen soll, wenn ihn etwas stört. "Das garantiert zwar nicht, dass er der Bitte nachkommt", sagt Kopp-Wichmann, "aber zumindest vermeiden Sie so, dass die Situation weiter eskaliert."
10. Wie Sie Erwartungen übertreffen
Führungskräfte wollen, dass Sie Ihren Job gut machen. Bestenfalls erhalten Sie Anerkennung, schlimmstenfalls bedeutet schon die Abwesenheit von Kritik die maximal erreichbare Form des Lobs.
Aber wie wäre es, wenn Sie die Erwartungen gelegentlich übertreffen? Wenn Sie die Präsentation für den kommenden Montag schon am Freitag abgeben? Machbar ist es: Setzen Sie sich möglichst enge Fristen, legen Sie sich Ihre Termine gelegentlich künstlich nach vorne. Dieser subtile Selbstbetrug verschafft Ihnen nicht nur einen Puffer für unvorhergesehene Zusatzaufgaben. Er ermöglicht es auch, Ihren Chef positiv zu überraschen. Und zu signalisieren: Da hat jemand seinen Job im Griff.