Strategien


Porträt

Wie sich George Soros als Euro-Retter inszeniert

11.03.2013
Von Florian Zerfaß, Angela Hennersdorf und Dieter Schnaas

Spekulative Interessen an Euro-Rettung?

Soros sei "just driven to save Europe", meint Oosting, nichts weiter: "Er braucht nicht noch ein paar Millionen mehr." Natürlich, dass der bekannteste Währungsspekulant der Welt sich für die Rettung des Euro interessiert – er könne verstehen, dass das Fragen aufwerfe. "Aber ich glaube nicht, dass er dabei noch spekulative Interessen verfolgt." Er habe Soros als freundlichen Menschen kennen gelernt, der die Zielgebiete seiner Generosität schnell wechselt. Soros’ Anteil am ECFR-Budget habe 2012 nurmehr bei rund 50 Prozent gelegen, schätzt Oosting, "in diesem Jahr wird es wohl nur noch gut ein Drittel sein."

Warum auch nicht? Andere Geldgeber rücken nach und finanzieren die Ideen und Interessen des Milliardärs. Die Mercator-Stiftung etwa, die dem ECFR seit 2010 eine Million Euro, verteilt auf drei Jahre, überwiesen hat. Geschäftsführer Bernhard Lorentz ist bekennender Parteigänger der Grünen, hat sich schon zu Joschka Fischers Zeiten Gedanken über "grüne Außenpolitik" gemacht. Ulrike Guérot wiederum, Repräsentantin für Deutschland beim ECFR, verteilte im November auf dem Parteitag der Grünen Komplimente für die europapolitischen Leitanträge.

Geld für alte Grüne

Dass ausgerechnet Grüne vom Erfolg eines Finanzmarktjongleurs profitieren, über den sie ansonsten, zur Spezies Spekulant verallgemeinert, gerne abfällig urteilen, scheint sie selbst nicht zu stören. Spricht man sie auf ihre Verbindung zu dem spendablen Geldgeber an, werden sie entweder still oder giftig.

Joschka Fischer, der bei der Berliner Tragödien-Rede von Soros im Publikum saß, ließ zweimal ausrichten, dass er partout nichts sagen wolle über sein Verhältnis zu Soros. Über die naheliegende Frage, ob er oder sein Beratungsunternehmen als Türöffner für den Milliardär in Deutschland fungieren und hierzulande dessen Interessen vertreten, schweigt er sich gründlichst aus. Man rede nicht über Mandanten, ja, nicht einmal darüber, wer überhaupt Mandant sei - und wer nicht.

Bernhard Lorentz wiederum verliert bei der Frage, was die Stiftung Mercator bewegt habe, 2010 ihre "Lecture" zum Thema "Europe in Crisis" George Soros anzuvertrauen, beinahe die Fassung. Soros sei ein ausgewiesener Kenner der europäischen Politik. Ein Mann, der sich mit Leidenschaft für die europäische Sache einsetze. Der bei Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) ein- und ausgehe. Was also solle die Frage? Und was, bitte schön, solle die andere Frage? Die nach dem Währungsspekulanten? Soros setze sich für Europa ein, nicht für den Euro. Aha.

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