Warum sich Manager sozial engagieren
"Ich will meine Seele retten"
Duisburg, Außenhafen - ein nüchterner Zweckbau im abendlichen Nieselregen. Lange, weiße Flure, an den Wänden Fotos von Tankschiffen, Pipelines, Raffinerieanlagen. Ein sachlich eingerichtetes Büro. Nichts, rein gar nichts spricht dafür, dass hier in der Zentrale des Öl- und Gasgeschäfts von Siemens große Gefühle aufleben könnten.
Doch die Augen von Ralf Kannefass (41) schimmern verdächtig wässrig. Schnell blinzelt der Leiter des Bereichs Kompressoren und Turbinen die aufsteigenden Tränen weg, lächelt verhalten und erklärt: "Wenn ich an den Brief denke, bekomme ich Gänsehaut und feuchte Augen."
Der Brief, das ist das Schreiben eines zweifachen Familienvaters aus Skandinavien. Eines Mannes, der im vergangenen Sommer beinahe an Leukämie gestorben wäre. Und dem es dank 1,2 Kilo Knochenmark-Blut-Gemisch aus dem Beckenknochen von Kannefass heute deutlich besser geht.
"Ich konnte ein Leben retten, was für eine unglaubliche Vorstellung, was für ein Glück", sucht der Chef von 800 Experten für die Ölindustrie seine Emotionen in Worte zu fassen. Wieder lächelt er die innere Aufwallung weg und postuliert dann mit der Überzeugungskraft des erfolgreichen Managers: "Jetzt will ich möglichst viele Menschen dazu bewegen, auch Lebensspender zu werden."