Rivalen Aldi Nord und Aldi Süd

Die globale Aldi-Strategie

03.08.2009
Von Ursula Schwarzer, Klaus Boldt und Sören  Jensen

Auch andere Märkte schätzte Aldi falsch ein. In Großbritannien zum Beispiel suchten sich die Kundschafter der Süd-Zentrale Standorte in sehr armen, von Kriminalität geprägten Gegenden aus. Die Läden mussten von Sicherheitsleuten bewacht werden; die zum Schutz vor Einbrüchen angebrachten Metallrollläden wiesen bald Einschusslöcher auf; den Aldi-Bezirksleitern wurden die Reifen ihrer Autos zerstochen.

"Die Filialen hatten den Ruf von Poor Man's Stores, die bürgerliche Klientel weigerte sich, dort einzukaufen", sagt Handelsexperte Thomas Roeb von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Erst als Aldi nach gut einem Jahrzehnt die Strategie änderte und in bessere Stadtteile umzog, gewann der Discounter auch die Mittelschicht als Kunden.

Unterschiedliche Philosophien bei Aldi Nord und Aldi-Süd

Egal, ob Aldi Nord in Dänemark auf Hindernisse stößt oder Aldi Süd in England Fehler macht - keine der beiden Organisationen mag ein Scheitern eingestehen. Die Aldi-Leute harren aus, bis sie ein Engagement zu einem guten Ende geführt haben. In Dänemark wie in Großbritannien laufen die Geschäfte heute profitabel.

Stur sind die Aldianer auch, wenn es darum geht, deutsche Einkaufssitten international zu verbreiten. So muss sich das US-Management immer noch einiges einfallen lassen, um die Kunden davon zu überzeugen, zehn Cent für eine Tüte zu bezahlen und ihre Waren selbst einzupacken. Zudem irritiert es viele Käufer, dass sie eine Viertel-Dollar-Münze in den Einkaufswagen stecken müssen. "How a quarter saves you dollars", erklären Schilder den Zusammenhang zwischen dem Verzicht auf Personal, das die Wagen auf dem Parkplatz einsammelt, und den günstigen Preisen.

So konsequent, wie die Brüder mit ihrer gemeinsamen Marke die Welt erobern, so unterschiedlich haben sich die Philosophien der beiden Unternehmensteile entwickelt. Seit der Spaltung entfernt sich Aldi Süd immer weiter von der reinen Lehre des Harddiscounters, die da lautet: niedrigste Preise, geringste Kosten, schlichteste Präsentation.

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