Rivalen Aldi Nord und Aldi Süd

Die globale Aldi-Strategie

03.08.2009
Von Ursula Schwarzer, Klaus Boldt und Sören  Jensen

Die Nordstaatler ihrerseits bezichtigen die Kollegen im Süden, sie wollten aus Aldi einen Feinkost-Filialisten machen - einen schlimmeren Sündenfall kann sich ein strenggläubiger Harddiscounter kaum vorstellen.

Welches der Konzepte das ertragreichere ist, bleibt verborgen. Beide Gruppen kommunizieren nur das Nötigste. Aldi Süd, das lässt sich immerhin aus den Pflichtveröffentlichungen der 31 Regionalgesellschaften errechnen, verdient vor Steuern in Deutschland zwischen 5 und 6 Prozent vom Umsatz. Aldi Nord weist hingegen mit seinen 35 Inlandsniederlassungen nur knapp 3 Prozent aus.

Gebrüder Albrecht: Sparsam und bescheiden

Allerdings rechnet sich der Norden planmäßig arm. Eine Kaffeerösterei und die Immobilien gehören, anders als im Süden, der Familie und nicht der Firma. Über Abgabepreise und Mieten lässt sich die Rendite trefflich steuern.

Egal, welche Zahlen die Gebrüder Albrecht auch ausweisen: Die beiden reichsten Deutschen geben sich äußerst sparsam und bescheiden. Die Knauserei geht manchmal bis hin zum Skurrilen. So benutzt Theo Albrecht noch heute privates Briefpapier mit der vor 16 Jahren abgeschafften vierstelligen Postleitzahl. Fein säuberlich wird mit Bleistift die alte 4300 von Essen durchgestrichen und durch die fünfstellige Zahl ersetzt.

Zwar kommt Theo Albrecht seit einiger Zeit nicht mehr ins Büro, doch in der Nord-Zentrale läuft nach wie vor alles in seinem Sinn. Garant dafür, dass vom Tugendpfad des Harddiscounts nicht abgewichen wird, ist der 64-jährige Hartmuth Wiesemann. Theos Ziehsohn, der mit 14 Jahren als Lehrling bei Aldi begann, ist formal nur einer von fünf Verwaltungsräten, aber der eigentlich starke Mann. Operative Entscheidungen trifft er in der Regel allein. Nur Struktur- und Strategiefragen diskutiert er mit seinen Ratskollegen.

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