Rezension
"Unternehmen gehen ein, wenn sie zu maßvoll sind"
A.G. Lafleys Karriere
- Wachstum durch Übernahmen
Lafley trieb das Wachstum auch durch gleich mehrere große Übernahmen voran. Die Schönheitspflege-Produkte der Marke Clariol verleibte er 2001 dem Konzern ein (für 4,9 Mrd. Dollar), ab 2003 kaufte er die deutsche Marke Wella (für 6,6 Mrd. Euro) und 2005 folgte dann das Meisterstück: der Kauf des Rasierer-Herstellers Gillette mit der deutschen Marke Braun für 57 Milliarden Dollar. Im Sommer 2009 legt Lafley sein Amt nieder. Der Umsatz des Konzerns hatte sich gegenüber 2001 auf 83,5 Milliarden Dollar mehr als verdoppelt. - Wirken an der Konzernspitze
Im Juni 2000 rückte Lafley an die Konzernspitze und musste gegen schrumpfende Gewinne ankämpfen. Er verordnete dem Unternehmen einen Sparkurs und baute bis 2003 etwa 10.000 Arbeitsplätze ab, baute das Geschäft mit Schönheitspflegeprodukten aus und fokussierte das Geschäft auf besonders erfolgreiche Marken. Fast zwei Dutzend Marken erreichten unter seiner Führung die Umsatzschwelle von einer Milliarde Dollar pro Jahr. - Karriere bei Procter & Gamble
Nach dem Wirtschaftsstudium ging er unmittelbar zum Konsumgüterkonzern Procter & Gamble. Zunächst arbeitete er im Marketing für Spül- und Waschmittelmarken und kletterte in der Abteilung bis zum Chef auf. 1994 wurde für das Fernost Geschäft des Konzerns verantwortlich und begleitete das rasante Wachstum des Unternehmens in China. Ab 1998 leitete er das Nordamerika-Geschäft und übernahm bald auch die Sparte für Schönheitsartikel. - Herkunft und Ausbildung
Alan G. Lafley wurde im Juni 1947 in Keene, New Hampshire, geboren. Er studierte Geschichte in den USA und Paris und wollte in mittelalterliche Geschichte promovieren, ging aber 1970 für fünf Jahre zur Marine. Erst danach schlug er den Weg für eine Manager-Karriere ein und besuchte die Harvard Business School.
Um die Entscheidungen treffen zu können, müsse der Manager sich mit seinem Produkt, dem Markt, den Konkurrenten und den Kunden, die es zu umgarnen gilt, bis ins Detail auskennen. Als Beispiel ziehen Lafley und Martin immer wieder gerne ihren eigenen Erfolg mit "Oil of Olay" (in Deutschland: "Olaz") heran. Die Anti-Falten-Creme schien Ende der 90er Jahre wenig Zukunft zu haben: Sie galt als ein Billigprodukt für ältere Damen. Doch mit Hilfe der fünf Fragen, so Lafley, sei aus der Creme, die einst als "Oil of Old Lady" verspottet wurde, ein hochpreisiges Produkt für Frauen ab 35 geworden.
Darüber hinaus erzählt das lesenswerte Buch viele Details aus dem Innenleben des Konsumgüter-Riesen. Abstraktere Theorien, die teilweise auf den Werken der Management-Grurus Peter Drucker und Michael Porter beruhen, garnieren Lafley und Martin immer wieder mit Beispielen von P&G oder anderen bekannten Konzernen. Ihre Erfolge breiten sie dabei freilich ausführlich aus - die Misserfolge, etwa in der Arznei-Sparte, bei Pringles oder der Kaffeemarke Folgers, finden sich auf nur einer Seite im Anhang.
Ermüdend wirkt es stellenweise, wenn die Autoren ständig wiederholen, wie wichtig es für Manager ist, eine Auswahl zu treffen. "In meinen mehr als 40 Jahren im Geschäftsleben habe ich festgestellt, dass die meisten Manager nicht gerne Entscheidungen treffen. Sie halten sich lieber Optionen offen", schreibt Lafley in einem der autobiographischen Einschübe. "Das führt dazu, dass sie sich irgendwann mit dem Mittelmaß zufriedengeben, im besten Fall.
Das trifft auf Lafley nicht zu. Selbst beim Schreiben spielt er auf Sieg: Er behauptet, sein Buch sei der einzige Strategie-Leitfaden, den Unternehmenslenker wirklich brauchen.
Playing to Win: How Strategy Really Works.
A.G. Lafley und Roger Martin
Harvard Business Review Press
(Quelle: Handelsblatt)