IT-Strategietage 2016
CIO Nilles über das digitale Ökosystem bei Schindler
Michael NillesMichael Nilles, im November 2009 beim Aufzughersteller Schindler zum CIO berufen, soll dort jetzt die DigitalisierungDigitalisierung weiter vorantreiben. Wie CIO.de berichtete wird der CIO des Jahres im April 2016 CDO und Mitglied der Konzernleitung bei Schindler. Profil von Michael Nilles im CIO-Netzwerk Alles zu Digitalisierung auf CIO.de
Horst Ellermann: Sie sind im November 2015 zum CIO des Jahres gewählt worden. Vergangenes Jahr haben Sie bereits auf den Hamburger Strategietagen gesprochen. Wie ist der Stand?
Michael Nilles: Bei uns steht die Digitalisierung nach wie vor ganz oben auf der strategischen Agenda, sie ist fester Bestandteil der strategischen "Fast Forward Initiative". Seit letztem Jahr haben wir grosse Fortschritte gemacht. In diesem Jahr und den nächsten steht vor allem der Ausbau im Bereich IoT - als Voraussetzung fürs Digitale Geschäft - ganz oben auf der Agenda.
Horst Ellermann: Warum wird bei Schindler aus dem CIO bald ein CDO?
Michael Nilles: Sie hatten zu meiner Laudatio zum "CIO des Jahres" ja auf die gute Tradition hingewiesen, dass alle vorherigen Preisträger danach einen neuen Job anfangen. Da wollte ich Sie nicht enttäuschen. Ich gebe den CIO-Posten mit einem weinenden und einem lachenden Auge auf. Ich erinnere mich gut, als ich erstmalig CIO wurde, das war vor gut 15 Jahren als CIO Americas bei BoschBosch Rexroth. Das hat damals Türen geöffnet. Top-500-Firmenprofil für Bosch
Wir CIOs haben in den letzten Jahrzehnten mehrere Identitätskrisen durchlaufen, etwa als wir uns Chief Process Officer nennen wollten, um uns an die Spitze der Business-Process-Reengineering-Bewegung zu setzen.
Digitalisierung ist anders. Hier geht es nicht um einen kurzlebigen Trend, sondern um eine nachhaltige Transformation, wo Produkt, Mensch, Prozesse und Technik verzahnt werden müssen. IT ist dabei ein wesentlicher, aber eben nur ein Faktor. Daher ist das Berufsbild des CDOs gerechtfertigt.
Horst Ellermann: Schindler ist beim Thema IoT relativ weit.
Michael Nilles: Ja, unsere Aufzüge und Fahrtreppen sind smart und werden nach und nach connected. Vor allem bilden wir den gesamten Stack ab, das heisst wir generieren nicht nur Big DataBig Data in der Cloud, sondern haben unsere Anlagen, Kunden, Partner, Mitarbeiter und Prozesse auf einer digitalen Plattform miteinander verzahnt. Alles zu Big Data auf CIO.de
Wir haben beispielsweise zusammen mit AppleApple 2012 für Servicetechniker im Feld einen digitalen Werkzeugkoffer entwickelt. Dieser ist nun mit unseren Anlagen integriert. Man sieht, wann eine Anlage ausgefallen ist, es gibt ein komplettes Ökosystem, wo alles miteinander verzahnt ist. Alles zu Apple auf CIO.de
Das ist aber nicht über Nacht gewachsen. Zuerst kam die IT-Rationalisierung zur Hebung von IT-Effizienzen, dann Operational Excellence zur Optimierung des globalen Geschäfts. Dann haben wir die dritte Phase, das Digital Business. Leider gibt es kaum Anbieter, die den gesamten Stack anbieten, so dass man IoT "off the shelf" kaufen kann.
Horst Ellermann: Es gibt ja auch viele Altgeräte. Werden die wieder aufgerüstet oder betrifft das nur die Neuen?
Michael Nilles: Beides. Die neuen Anlagen kommen mit Connectivity vom Werk, da hat man auch mehr Möglichkeiten, da die heutige Generation der Controller schon sehr weit ist. Sehr alte Anlagen bindet man hingegen über intelligente Sensorik an. Bei Türen etwa kann man Sensorkits einbauen, so dass Predictive Maintenance zum Einsatz kommen kann.
Horst Ellermann: Die Einbindung der Servicetechniker hat die Jury ebenfalls beeindruckt; wie habt Ihr das gemacht, etwa bei den älteren Mitarbeitern?
Michael Nilles: Die Servicetechniker, auch die älteren Semesters, können erstaunlich gut mit der Technik umgehen. Es war aber tatsächlich ein großer Wandel. Man hat ja mit Notizblock und Bleistift gearbeitet. Die Usability bei unserem Projekt mit Apple war außergewöhnlich. Das zweite Thema war privat: Der Techniker konnte seinen digitalen Werkzeugkoffer zuhause zeigen. Das Tool wurde sehr gut angenommen.
Wir hatten uns mit Change- und Trainingsmassnahmen vorbereitet, waren aber überrascht, wie gut das neue Tool angenommen wurde. Sicherlich hat uns hier die Usability von Apple geholfen. Unsere Feldmitarbeiter waren stolz auf das moderne Werkzeug, das sie zuhause ihren Kindern zeigen konnten.
Horst Ellermann: Noch eine letzte Frage. Du bist jetzt Jury-Mitglied beim Digital Leader Award. Für wen ist der Preis?
Michael Nilles: Wir suchen Business-Leader, Unternehmer und Führungskräfte, die die folgenden Kriterien erfüllen: Sie müssen Technologie einsetzen, die bahnbrechend ist. Es geht um das Thema Agilität, Time to Market, Leadership und Innovationskultur. Last but not least müssen die ProjekteProjekte einen klaren Kundenutzen im Endmarkt haben und damit Umsatz und Profit bringen. Alles zu Projekte auf CIO.de
CIO des Jahres 2015
Michael Nilles wurde 2015 CIO des Jahres von CIO und Computerwoche in der Kategorie Großunternehmen. Er "überzeugte auf ganzer Linie mit dem Projekt 'Leading-Edge Digital Business'", hieß es bei der Preisverleihung im vergangenen Jahr. Das Projekt sollte den Konzern digital transformieren. Es war die dritte Phase der digitalen Umstellung, voraus gingen "IT-Rationalisierung" und "Operational Excellence".
Zuerst bei Bosch-Rexroth
Vor seiner Tätigkeit bei Schindler hat Nilles in den vergangenen 20 Jahren die Digitalisierung unter anderem im Mannesmann- und im Bosch-Rexroth-Konzern gestaltet, davon arbeitete Nilles mehrere Jahre in China und in den USA.
Nilles hat Wirtschaftsinformatik an der Universität Köln studiert und seinen MBAMBA an der Kellogg School of Management in den USA gemacht. Er ist seit 2015 Mitglied im Aufsichtsrat der Lufthansa Technik AGLufthansa Technik AG. Top-500-Firmenprofil für Lufthansa Technik AG Alles zu MBA auf CIO.de
Über den Schindler Konzern
Der 1874 gegründete Schindler-Konzern ist ein weltweit führender Anbieter von Aufzügen und Fahrtreppen und von damit einhergehenden Dienstleistungen.
2015 erzielte die Schindler AG mit Sitz im schweizerischen Ebikon einen Umsatz von rund 9,4 Milliarden Schweizer Franken. Täglich bewegt Schindler mit seinen Zutritts- und Beförderungssystemen über eine Milliarde Menschen weltweit. Mehr als 56.000 Angestellte in über 100 Ländern arbeiten für Schindler.